Das Siegel Jakob Prandtauers

Unterschrift und Siegel von Abt Berthold Dietmayr und Jakob Prandtauer, 1702
Unterschrift und Siegel von Abt Berthold Dietmayr und Jakob Prandtauer, 1702 (StaM, 11. Bauamt 2)

Ein Artikel in Zusammenarbeit mit Patrick Fiska

 

Es haben sich einige wenige  Dokumente erhalten, die die Unterschrift und das Siegel Jakob Prandtauers tragen. Zu den frühesten Beispielen zählt der 1702 zwischen dem Abt Berthold Dietmayr und Prandtauer abgeschlossene Vertrag für den Neubau der Melker Stiftskirche. Wenn man sich mit dem Leben und Werk eines Barockkünstlers befasst, lohnt es sich auch, sein Siegel näher anzuschauen. Werfen wir im folgenden also einen Blick auf das Siegel Jakob Prandtauers.

Siegel von Prandtauer
Siegel Jakob Prandtauers auf dem Vertrag mit dem Stift Melk, 1702

Wie sah das Siegel aus?

Das Siegel Prandtauers auf dem Vertrag mit dem Stift Melk  wurde mit Petschaft oder Siegelring aufgedrückt. Die Grundform ist leicht hochrechteckig mit abgeschrägten Ecken, somit oktogonal. Das Siegelbild zeigt ein vollständiges Wappen, bestehend aus einem Wappenschild, Bügelhelm, Helmdecke und Helmzier. Auf dem Wappenschild selbst ist eine Flamme zu erkennen – möglicherweise als "Brand" und damit als Hinweis auf den ersten Teil des Nachnamens Prandtauers zu verstehen.

Über dem Schild befindet sich ein mit einer Mauerkrone (!) bekrönter Bügelhelm und eine durch Schnecken und Rollwerk gegliederte Helmdecke. Als Helmzier ist eine Halbfigur mit Maurerkelle und Hammer als Verweis auf Prandtauers Beruf dargestellt. Zwischen den Armen der Halbfigur und der Helmdecke finden sich die Initialen des Baumeisters: I [oder J] und P.

 

Es ist gut vorstellbar, dass Prandtauer sein Siegel selbst entworfen hat und somit auch alle Anspielungen auf seinen Namen und Beruf von ihm stammen.

Funktion des Siegels

Siegel dienten früher dazu, die Rechtmäßigkeit einer Unterschrift zu dokumentieren. Verträge wurden immer doppelt ausgestellt – für jede der beiden Vertragsparteien ein Exemplar, wobei jede Partei den Vertrag unterzeichnen und besiegeln musste, damit er rechtsgültig war. Prandtauer hat für zahlreiche Klöster gearbeitet, Verträge mit Klöstern haben sich jedoch nur drei erhalten: einer in Melk, einer in St. Florian und einer in Kremsmünster.

Der Vertrag mit dem Stift St. Florian aus dem Jahr 1708

Bemerkenswert ist, dass der Vertrag in St. Florian aus dem Jahr 1708 nur die Unterschrift und das Siegel des Bauherren Propst Franz Claudius Kröll trägt. Die Unterschrift und das Siegel Prandtauers fehlen. Genau genommen ist der Vertrag nicht rechtsgültig. Es ist denkbar, dass sich der Vertrag nochmals abgeändert wurde und wir hier nicht die Letztfassung vorliegen haben.

Vertrag mit St. Florian
Unterschrift und Siegel von Propst Franz Claudius Kröll auf dem Vertrag mit Jakob Prandtauer, 1708 (Stiftsarchiv St. Florian, KA 1708 Oktober 11)

Vertrag mit dem Stift Kremsmünster aus dem Jahr 1712

Auf dem Vertrag mit dem Stift Kremsmünster aus dem Jahr 1712 fehlt die Unterschrift des Abtes Alexander Strasser. Da es sich bei dem erhaltenen Exemplar um das Exemplar des Klosters handelt, ist der Vertrag rechtsgültig.

Vertrag mit Kremsmünster
Unterschrift und Siegel Jakob Prandtauers auf dem Vertrag mit dem Stift Kremsünster, 1712 (Stiftsarchiv Kremsmünster, Abt. O, IV, Fasz. 2)

Über den Co-Autor des Beitrags: MMag. Patrick Fiska

MMag. Patrick Fiska hat Kunstgeschichte und Geschichte studiert und zudem das Magisterstudium im Fach "Geschichtsforschung, Archivwissenschaft und Historische Hilfswissenschaften" am Institut für Österreichische Geschichtsforschung absolviert.

 

Von 2008 bis 2011 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des START-Projekts „Monastische Aufklärung und die benediktinische Gelehrtenrepublik" (Edition der Korrespondenz der Brüder Pez). Seit 2012 ist Patrick Fiska wissenschaftlicher Mitarbeiter im OeNB-Jubiläumsfondsprojekt "Digitale Rekonstruktion des Bibliotheksbestandes der ehemaligen Kartause Gaming in Niederösterreich". Seit 2017 ist er wieder bei der Edition der Korrespondenz der Brüder Pez im Rahmen des Projekts "Benediktiner, Kirchenreform und Staat in Österreich, 1720 bis 1740" tätig. Darüber hinaus unterstützt Patrick Fiska auf freiberuflicher Basis HistorikerInnen und KunsthistorikerIInnen, aber auch HeimatforscherInnen bei der Quellenarbeit (Transkription und Auswertung der Quellen).

Seit 2012 zählt er zu den Kooperationspartnern meiner Schreibwerkstatt. Das größte Projekt, das wir bislang gemeinsam gestemmt haben, war die Erstellung von Requisiten für den Spielfilm über das Attentat auf Franz Ferdinand 1914. Einblick in den ungewöhnlichen Auftrag bietet Ihnen der Blogartikel Was die Schreibwerkstatt mit Filmrequisiten und einem Tattoo zu tun hat


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Abbildungsnachweis:

Abbildung mit dem Detail des Siegels: Thomas Wallnig.

Alle anderen Abbildungen: Huberta Weigl.

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