Es kommt nicht oft vor, dass ein Bau Jakob Prandtauers zum Verkauf steht. Momentan ist das Schloss Wolfpassing bei Scheibbs (Niederösterreich) zum Preis von mindestens 1,77 Millionen Euro
erhältlich.
Der Komplex gehört zu den bislang kaum bekannten Werken Jakob Prandtauers. 1694 kam Prandtauer vermutlich erstmals in Kontakt mit Johann Gottfried Freiherr von Geymann, dem damaligen
Eigentümer von Schloss Wolfpassing. Wenig später wurde Prandtauer wohl mit dem Umbau der Anlage betraut.
Wie das Schloss vor der Umgestaltung durch Prandtauer ausgehsehen hat, zeigt ein Kupferstich von Georg Mattheaus Vischer aus dem Jahr 1672:
Der Bau war eine mehrgeschoßige Vierflügelanlage mit zwei Rundtürmen. Über dem Westtrakt, der als Eingangstrakt diente, ragte ein mächtiger Turm empor. Im Zuge des Umbaus errichtete
Prandtauer aus Gründen der Symmetrie an der Westseite zwei weitere Ecktürme. Er versah alle Türme mit schindelgedeckten Zwiebelhelmen und gliederte den Bau durch Kordongesimse (siehe das Foto
oben links).
Beachtung verdient der Arkadenhof des Schlosses, der durch seine klaren Formen besticht. Die Arkaden öffnen sich in Korbbögen. Dem Pfeiler-Arkadensystem sind Mauerbänder vorgeblendet, die ein Raster bilden. Korbbogenarkaden und Rasterstruktur finden sich in ähnlicher Form u.a. an dem 1696 von Prandtauer vollendeten Zehenthof in Joching. Diese Parallelen sind ein stichhaltiges Argument für eine Zuschreibung von Schloss Wolfpassing an Prandtauer, der ja vor allem aufgrund seiner Klosterbauten (Melk, Herzogenburg, St. Florian etc.) bekannt ist.
Das Schloss Wolfpassing präsentiert sich heute nicht mehr in seiner ursprünglichen Gestalt: 1844 fielen der Turm über dem Eingangstraktes und die barocken Zwiebelhelme der vier
Ecktürme einem Brand zum Opfer. 1980/81 wurde der Hof überdacht.
Es bleibt nun abzuwarten, wer den Bau erwirbt, wie er in Zukunft genutzt wird und ob der Hof vielleicht wieder sein ursprüngliches Aussehen erhält.
Hinweise auf den Verkauf des Schlosses Wolfpassing:
>> huscarl.at
>> meinbezirk.at
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