Während Jakob Prandtauer zu den bedeutendsten Baumeistern des österreichischen Barock zählt, gehört Paul Troger zu den Großen auf dem Gebiet der österreichischen Malerei dieser Epoche. Am 20. Juli 1762, also vor 250 Jahren, starb der Maler. Ausstellungen in den Stiften Altenburg, Göttweig und Zwettl sowie im Diözesanmuseum St. Pölten würdigen 2012 sein Werk. Ich selbst war eben erst in Altenburg, um mir die dortige Ausstellung in Begleitung des Kurators Andreas Gamerith anzuschauen.
Lebensstationen
Paul Troger wurde 1698 in Südtirol geboren. Er war also 36 Jahre jünger als sein Künstlerkollege Prandtauer. Troger Prandtauer trennen freilich nicht nur viele Jahre, die beiden haben auch an unterschiedlichen Orten ihre Ausbildung erhalten. Während Prandtauer Italien nie bereist hat, war Troger in den Jahren um 1722/25 in Venedig, Rom, Neapel und Bologna. Troger kannte also die wichtigsten Kunstzentren der damaligen Zeit und war mit den aktuellsten Strömungen der Malerei gut vertraut. Nach einem Aufenthalt in Salzburg übersiedelte Troger Ende der 1720er Jahre nach Wien, wo er bis zu seinem Tod 1762 lebte.
Das Werk
Das Oeuvre Paul Trogers ist nicht nur umfangreich, sondern auch ausgesprochen vielfältig: Erhalten haben sich Zeichnungen, Ölbilder und Fresken. Zu den bedeutendsten und zugleich auch bekanntesten Deckenmalereien Paul Trogers zählen
- der Freskenzyklus in der ehem. Stiftskirche von St. Andrä an der Traisen (um 1730),
- das Fresko im Festsaal des Klosters Hradisch bei Olmütz (1730),
- die Deckenfresken von Saal und Bibliothek in Stift Melk (1730/32),
- das Kuppelfresko der Altenburger Stiftskirche (1733),
- die Deckenfresken des Brixener Doms (1748/50) und
- das Kuppelfresko der Wallfahrtskirche Maria Dreieichen (1752).
Die Ausstellung in Stift Altenburg
Die Präsentation in Altenburg nähert sich Leben und Werk Paul Trogers von verschiedenen Seiten. Sie thematisiert dabei vor allem praktische Überlegungen – und genau dieser Zugang macht die Ausstellung so interessant!
So fragt der Ausstellungskurator und Troger-Kenner Andreas Gamerith etwa danach, wie viel der Maler verdient hat und mit welchen Materialien er gearbeitet hat. Gamerith bringt den Besucherinnen und Besucher anschaulich die Kunst Trogers nahe.
Zusammen mit den beiden Designern Doris Zichtl und Marcello Helge Hrasko, die für die Ausstellungsarchitektur verantwortlich zeichnen, hat er eine sehenswerte Präsentation auf die Beine gestellt.
Zur Ausstellung ist ein sowohl inhaltlich als auch optisch ansprechender Katalog erschienen, der um 14,- Euro im Klosterladen erhältlich ist.
Der Mythos vom "Trogerblau"
Paul Troger wird nachgesagt, er habe einen besonderen Farbstoff verwendet, um das für ihn charakteristische Blau zu erzeugen. Der Mythos des "Trogerblaus" entstand freilich erst im 20.
Jahrhundert.
Troger verwendete – wie andere Künstler auch – das Pigment Smalte, um blaue Farbe zu erzeugen. Dieses Pigment besteht aus pulverisiertem Glas mit
Kobalt als Farbstoff.
Das liebe Geld ...
Troger hatte ein gutes Einkommen, zählte aber nicht zu den Top-Verdienern seiner Zeit. Für die Fresken in Stift Altenburg dürfte er im Zeitraum von 10 Jahren insgesamt rund 6.000 Gulden erhalten haben. Um eine Aussage darüber treffen zu können, ob das nun viel oder wenig war, vergleicht man diesen Betrag am besten mit anderen Honoraren dieser Zeit (eine Umrechnung in Euro ist nicht sinnvoll). Ein Tagwerker, also jemand, der auf einer Baustelle Hilfsdienste verrichtete, verdiente 80 Gulden pro Jahr. Der Maler Johann Michael Rottmayr bekam für die Fresken der Wiener Karlskirche 7.000 Gulden, und Giovanni Battista Tiepolo erhielt für das Fresko im Treppenhaus der Würzburger Residenz 15.000 Gulden.
Wie entsteht ein Fresko
Um ein Gewölbe zu freskieren, waren mehrere Arbeitsschritte notwendig, die in der Aussstellung genau erläutert werden:
Zunächst wurde die Wölbung durch die Werkstattmitarbeiter verputzt. Auf diese Weise entstand eine ebene Fläche für die Bemalung. Anschließend wurde die Fläche, die bemalt werden sollte, vollständig mit Papier ("cartone" = großes Papier) bedeckt. Auf dieses Papier zeichnete der Künstler mit Kohle die Figuren (Vorzeichnung).
Im nächsten Schritt trug man einen Feinputz auf. In der Regel hatte der Künstler dann 8 Stunden Zeit, um die Farbe frisch (a fresco) auf den noch feuchten Putz zu malen.
Die Größe der Fläche, auf die Putz aufgetragen wurde, richtete sich daher nach dem Arbeitstempo des Künstlers.
Bevor der Künstler mit seiner Arbeit begann, wurden die Kartons nochmals auf den feuchten Putz gelegt. Mit einem harten Gegenstand (oft benutzte man den Pinselstiel) wurden die vorgezeichneten Linien in den weichen Putz gedrückt.
So entstanden Ritzungen, die dem Künstler dann bei der Ausführung des Freskos als Anhaltspunkt dienten.
Nach der Ausführung des Freskos ließ man den Putz ca. drei Wochen trocknen. Anschließend wurden noch Modellierungen und Feinzeichnungen gestaltet. Die allerletzten Korrekturen wurdenschließlich
in Kreide ausgeführt.
Troger arbeitete nicht alleine, sondern hatte ein Team, das ihm zur Seite stand. Trotz dieser Unterstützung war die Arbeit anstrengend. Die Ausführung erfolgte im Stehen, der Maler arbeitete also
über dem Kopf.
Sollten Sie sich die Ausstellung in Stift Altenburg anschauen, planen Sie dafür ca. 1,5 Stunden Zeit ein. Im Rahmen des Rundgangs können Sie nämlich auch das "Kloster unter dem Kloster, die
Bibliothek und die "Krypta" sehen.
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Ausstellung: Troger:blau ist keine Kunst. Eine Spurensuche in der Bilderwelt von Stift Altenburg
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Literaturauswahl
Andreas Gamerith, Frühe Aufklärung in Österreichs Malerei (orf.at, 14.5.2012)
Zum 350. Todestag des Barockmalers Paul Troger
(1698–1762, Bozen 2012 (= Der Schlern. Monatszeitschrift
für Südtiroler Landeskunde 86, H. 7/8)
Troger-Monografie von Johann Kronbichler (erscheint Ende 2012)
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