Das liebe Geld: Wie viel hat Jakob Prandtauer verdient? (Teil 1)

Stift Melk
Stift Melk

Von 1702 bis zu seinem Tod 1726 war Jakob Prandtauer fix angestellter Baumeister des Stiftes Melk. Pro Jahr erhielt er für seine Arbeit 300 Gulden. Nun fragen Sie sich vielleicht: War das viel oder wenig? Man kann Gulden nicht in Euro umrechnen, aber man kann Vergleiche ziehen. Der Architekt Johann Lucas von Hildebrandt bekam in Göttweig 600 Gulden pro Jahr, also wesentlich mehr. Ein einfacher Handwerker verdiente durchschnittlich 80 Gulden pro Jahr, als wesentlich weniger als Prandtauer.

Neben dem jährlichen Fixum gab es Prämien

Interessant ist, dass Prandtauer nach dem Abschluss wichtiger Teiletappen oft eine Prämie bekam (in den Quellen wird diese Prämie meist als Extra Discretion bezeichnet).  So erhielt er beispielsweise 1706 für das Aufziehen einer Glocke auf einen der beiden Türme der Melker Stiftskirche 100 Gulden. 1725 zahlte ihm der Bauherr, Abt Berthold Dietmayr, wegen des Truckh Werkh [Pumpe des Brunnens im Prälatenhof] undt andern Muehwaltung 200 Gulden.


Die höchste Prämie, nämlich den unglaublichen Betrag von 1.500 Gulden, bekam Prandtauer 1715, als mit der Kuppel der Rohbau der Melker Stiftskirche abgeschlossen war. Haben Sie es schon einmal erlebt, dass Sie eine berufliche Aufgabe gut erledigt haben und Ihre Vorgesetzte bzw. Ihr Vorgesetzter hat Ihnen dann fünf Jahresgehälter ausbezahlt?

Fortsetzung

Im nächsten Blog-Artikel geht es nochmals um das liebe Geld: Wie und wann wurde abgerechnet? Wie kam der Baumeister (mangels Banküberweisung) zu seinem Geld? Und: Hat Prandtauer auf anderen Baustellen auch so viel verdient wie in Melk? 

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Kommentare: 2
  • #1

    Christine Damböck (Mittwoch, 30 Juli 2014 12:12)

    Liebe Frau Weigl!
    Sie schreiben, dass Prandtauer 1725 eine Prämie für das Pumpwerk des Brunnens im Prälatenhof bekommen hat. Den eigentlichen Brunnen hat er aber 1722 an die Stadt Melk geschenkt, und der heutige Brunnen wurde erst zu Beginn des 19. Jhdts angekauft. Weiß man, wie die Zwischenlösung ausgesehen hat?
    Liebe Grüße
    Christine Damböck

  • #2

    Huberta Weigl (Mittwoch, 30 Juli 2014 17:15)

    Liebe Frau Damböck,

    1722 wurde der alte (!) Brunnen verschenkt, um Platz für den Brunnen Prandtauers zu machen. Der Brunnen Prandtauers ist u.a. in den Rosenstingl- Ansichten (in Stift Melk ausgestellt) bildlich überliefert.

    Herzlichen Gruß
    Huberta Weigl